Der Bibliothekar Dr. Michael Stenglein
Inhaltsangabe der Neuauflage 2006

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  Michael Stenglein, der am 18. Juni 1810 als Sohn des vormaligen Zeiler Stadtschreibers Felix Karl Stenglein und dessen Ehefrau Franziska in Bamberg auf die Welt gekommen ist, hat Theologie und Bibliothekswissenschaft studiert.

1835 ist er Accessist, 1848 Funktionierender Bibliothekar und 1863 Wirklicher Bibliothekar geworden. Daneben war er Benefiziat an der Oberen Pfarre.

Im September 1873 hat ihn Bürgermeister Dr. Eugen Schneider unter einem vorgeschützten Grund von Wien (wo er sich zur Erholung nach einem Schlaganfall aufhielt) heimbeordert, für „irrsinnig“ erklärt und zwangsweise in die Irrenanstalt St. Getreu gesteckt.

Im März 1874 ist er nach München gegangen, um sich über die Machenschaften des Bürgermeisters zu beschweren und seine Rehabilitation zu betreiben. Dort wurde er am 20. April in die Polizeidirektion zitiert, für geisteskrank erklärt und in die Irrenanstalt eingewiesen. Am 27. April ist er in die Kreisirrenanstalt Bayreuth überstellt worden, wo er am 1. Juni 1874 als „völlig gesund“ entlassen wurde.

Im April 1876 hat er sich in Bayreuth als Privatpatient 1. Klasse mit eigener Bedienung aufnehmen lassen. Sein Wunsch vom 6. September 1877 auf Entlassung ist durch den Antrag der Anstalt auf „Unterkuratelstellung“ konterkariert worden. Mit einer hanebüchenen Begründung wurde er am 21. September 1877 vom Stadtgerichts Bamberg unter Vormundschaft gestellt. Seine Briefe und Beschwerden sind von der Anstalt nicht abgeschickt worden. Ein Revisionsverfahren ist demzufolge unterblieben.

1871 und noch einmal 1873 ist ihm als einzigem Priester der Bamberger Erzdiözese das Messelesen verboten worden, weil er das Dogma über die Unfehlbarkeit des Papstes nicht anerkannt bzw. sich diesem nicht unterworfen hat.

Am 11. Mai 1879 hat er seine irdische Wanderschaft beendet. Drei Tage später wurde er auf dem Friedhof St. Georgen Bayreuth beerdigt. Das bei seinem Tod vorhandene Vermögen von 53.000 Gulden ist spurlos verschwunden. Die als Haupterbin vorgesehene Bamberger Bibliothek – die durch sein nachhaltiges Bemühen eine von der Gunst des Königs finanziell unabhängige Staatbibliothek geworden ist – hat nichts erhalten.

Bamberg- Gaustadt, im Januar 2006