(Leserbrief gedruckt am 27.2.2007 im FT)

„Beutekunst muss zurück“ tönt es aus aller Munde und es scheint geradezu zum guten Ton und zur ersten Bürgerpflicht zu gehören, in diesen Ruf einzustimmen. Dabei denkt vor lauter Euphorie kaum einer daran, dass der Raub der Kostbarkeiten mehr oder weniger zwangsläufig mit der Annektierung des maroden Hochstifts Bamberg einherging und dass an dessen Spitze jener dekadente Fürstbischof Christoph Franz von Buseck stand, dessen Wahl mittels Bestechung eines Domherrn herbeigeführt worden war und der nach dem Urteil ausgewiesener Kenner der Materie „nur karikiert, dumm und geizig und habsüchtig, mit Einem Worte, der dumme Christoph Franz“ gewesen ist (was jedoch nicht heißen soll, dass es den Bambergern dann ab 1802/03 in Bayern besser ergangen ist).

Und offenbar noch weniger denkt heute einer daran, dass sich damals die Bamberger beim Oberplünderer für den Raub ihrer Kostbarkeiten (und zum Zeichen ihrer Unterwürfigkeit) mit einem zu seinen Ehren am zentralsten Ort der Stadt errichteten Brunnen bedankten! Oder ist vielleicht nicht die Hauptfigur des Brunnens, nach dem der in Rede stehende Platz benannt ist, jener bayerische Kurfürst Maximilian IV. Joseph, der dem Hochstift Bamberg den Garaus machte und sich als Gipfel der Unverfrorenheit am 5. Januar 1806 in Bamberg (nach anderen Quellen in München) als Maximilan I. zum ersten bayerischen König ernennen ließ? Kurzum: Jener Halunke aus einer Pfälzer Seitenlinie der Wittelsbacher, auf dessen Geheiß die ehemals dort stehende Martinskirche abgerissen wurde und ein Platz angelegt worden ist – jener Wittelsbacher, die heute sozusagen die Oberhoheit über den Schatz in der Wittelsbacher Landesstiftung haben?

Vielleicht sollte man daher daran denken, den Maxplatz in Marktplatz umzubenennen Und man kann sogar einen Schritt weitergehen und den Brunnen weiß der Kuckuck wohin verlagern. Dann wäre das Ärgernis beseitigt. Und ein solches ist es – für mich auf jeden Fall.

Andreas Stenglein
Weiße Marterstraße 13
96049 Bamberg-Gaustadt