Der Bamberger Erzbischof und der Münchner Bischofsstuhl

Redakteur Klaus Angerstein vom FT hievt – siehe den Artikel „Schick, Gänswein oder Müller?“ im FT vom 12. September, Seite 3 – den Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ohne große Umschweife auf den Stuhl des Münchner Erzbischofs (und Kardinals). Vielleicht behält er Recht – vielleicht auch nicht. 1994 jedenfalls lag der FT mit seinem Favoriten für den Bamberger Bischofsstuhl, dem Rektor der Bamberger Universität, völlig daneben, weil das Bamberger Meinungsbild in Rom (wo nicht nach Trends in den Medien entschieden wird) nicht zur Kenntnis genommen wurde.
Ich habe jedenfalls noch jenes Gespräch vom 5. Mai 1994 mit dem damaligen Kardinal Ratzinger, dem heutigen Papst, anlässlich eines Empfangs ehemaliger Landtagsabgeordneter im Campo Santo Teutonico in Erinnerung, in dem ein Teilnehmer die Frage stellte, wann mit der Besetzung des Bamberger Bischofsstuhls gerechnet werden könne und ob mit der Berufung des Bamberger Rektors, der im FT als künftiger Bischof gehandelt werde, zu rechnen sei. Die Auskunft war verblüffend einfach: Rom könne nicht entscheiden, solange die Vorschlagsliste des Erzbistums Bamberg nicht vorliege [vermutlich lag sie zu lange bei der Nuntiatur]. Zu gegebener Zeit werde schon die richtige Entscheidung getroffen werden. „Im Übrigen kenne ich den besagten Herrn gar nicht.“
So wird es wohl auch im Jahre des Herrn 2007 sein! „Zu gegebener Zeit werde schon die richtige Entscheidung getroffen werden.“

Das Bild schoss 1994 der frühere Forchheimer Oberbürgermeister Karl Heinz von Traitteur, der seine Frau Irmgard, MdL a. D., begleitete. Mit auf dem Bild: Georg Freiherr von Freyberg-Eisenberg (Vorsitzender der Vereinigung), ein nicht mehr identifizierbarer Teilnehmer und Dr. Josef Clemens (persönlicher Sekretär von Kardinal Ratzinger von 1994 bis 2003, der jetzt im Range eines Erzbischofs Sekretär des Päpstlichen Laienrates ist.
Mit Clemens (aus dem Erzbistum Paderborn) hat Dr. Josef Zerndl (derzeit Domkapitular in Bamberg und Regionaldekan in Bayreuth) am Germanikum studiert.

Auf die Bitte des Oberschwarzacher Pfarrers Karl Ring habe ich mich seinerzeit nach dem Stand der Seligsprechung des am 20. August 1942 im KZ Dachau gestorbenen Oberschwarzacher Pfarrers Georg Häfner erkundigt. Die Antwort war (vereinfacht), dass noch mehr und verdientere Kandidaten auf der Warteliste stünden und auch regionale Gesichtspunkte – zum Beispiel Anwärter aus der früheren DDR – zu berücksichtigen seien, namentlich Dompropst Bernhard Lichtenberg. Letzterer (*3.12.1875 Ohlau [Schlesien], + 5.11.1943 Hof) ist dann 1996 von Papst Johannes Paul II. in Berlin selig gesprochen worden. Häfner steht noch auf der Warteliste.

Einen Leserbrief identischen Inhalts habe ich am 14. September dem FT zugeleitet, der jedoch nicht abgedruckt wurde.

Andreas Stenglein, 8. Oktober 2007

Josef Ratzinger ist an Silvester 2022 als emeritierter Papst Benedikt XVI. verstorben.

Andreas Stenglein, 05.01.2023


roma locuta causa finita = Rom hat gesprochen, die Sache ist erledigt