Desaster der Bamberger CSU

(Leserbrief im FT vom 06.05.2006)

Treffender als der CSU-Kreisvorsitzende Christian Lange im FT vom 28.4. („CSU-Wahlen abgesagt“) hätte es niemand sagen können, woran die CSU bei der Oberbürgermeisterwahl gescheitert ist – sie ist am „guten Gegenkandidaten [Andreas Starke]“ gescheitert. Deshalb hat sie ein solches Desaster erlebt!
Und da die CSU ihren besten Mann aufgestellt hatte, heißt das – das sei den Parteistrategen ins Gesangbuch geschrieben -, dass jeder andere Kandidat noch jämmerlicher abgeschnitten hätte. Das gilt auch für den bisherigen OB, der auf Seite 9 derselben Ausgabe meint, dass er „gewiss wiedergewählt worden wäre, wenn ihn die CSU aufgestellt hätte“. Bambergerisch gibt es für einen solchen Kokolores einen derben Spruch: „Wenn der Hund net g’sch… hätt‘, hätt‘ er den Hasen erwischt.“ Er wurde nicht aufgestellt, folglich konnte er nicht gewählt werden oder andersherum: Er konnte nicht gewählt werden, weil er nicht aufgestellt worden ist. Basta!
Man kann die Sache drehen wie man will. Die CSU hat derzeit keinen für ein Spitzenamt geeigneten Kandidaten. Und wenn sie nicht aufpasst, wird sie bald zur Bedeutungslosigkeit verdammt sein. Es sei denn, dass ein paar gestandene Mannsbilder den zerstrittenen Haufen wieder auf Vordermann bringen und mit vernünftigen Vorschlägen und einer definitiv guten Zusammenarbeit mit dem neuen Oberbürgermeister das Ruder herumreißen. Oder hat sich schon einer der ideologisch nicht mehr ganz dichten Besserwisser überlegt, wie sich ihr Bürgermeister Hipelius dem neuen OB gegenüber verhalten soll? Soll er gegen den OB opponieren oder mit ihm loyal zusammenarbeiten? Nicht auszudenken, wenn er sich querstellen sollte!
Die CSU kann ihre Fraktion zur Fundamentalopposition auffordern. Das wäre eine Möglichkeit. Die Fraktion kann aber auch in einen Wettstreit mit den anderen Fraktionen um bessere Lösungen zum Wohle der Stadt treten und damit deutlich machen, dass es ihr ums Gemeinwohl geht und sie kein Klüngelhaufen ist, dem es nur oder in erster Linie um persönliche Befindlichkeiten und Erfüllung gieriger Karrieresüchte geht. Wenn sich die Stadtratsfraktion nicht zum Anführer einer Erneuerungsbewegung macht, kann die einst stolze CSU einpacken.
Als politischer Gegner könnte ich schadenfroh über den desolaten Zustand der Bamberger CSU sein. Als Demokrat, der im Laufe eines langen politischen Lebens allerhand mit- und durchgemacht hat, kann ich das jedoch nicht.
PS Wenn man nicht einmal in der Lage ist, ordnungs- und satzungsgemäß zu einer Kreiskonferenz einzuladen (weil man die einfachsten postalischen Regeln nicht kennt), hat man auf dem Stuhl eines Kreisvorsitzenden wirklich nichts zu suchen.

Andreas Stenglein
Weiße Marterstraße 13
96049 Bamberg-Gaustadt
Tel. 0951/62441, 30. April 2006