Ein Vergleich verbietet sich
Fränkischer Tag, 7.8.2010

Um etwaige Missdeutungen wegen des auf Stauffenberg sich beziehenden Halbsatzes („zu einer Zeit, als …“) auszuschließen, weise ich darauf hin, dass ich mich explizit auf die Zeit 1932/33 beziehe (unabhängig vom Wahrheitsgehalt der zum Teil divergierenden Quellen) und den späteren Wandlungsprozess Stauffenbergs bis 1944 nicht unter den Teppich kehren will.
Nichtsdestoweniger meine ich, dass die bisherigen Ehrungen genügen und Stauffenbergs zeit­weiliger Auf­ent­halt in Bamberg eine weitere Huldigung nicht gebietet.1

Stauffenberg, 1907 in Jettingen geboren, begann 1926 seine militärische Laufbahn beim Reiterregiment 17 in Bamberg, wurde 1927 zur Infanterieschule nach Dresden abkommandiert und Ende 1928 an die Kavallerieschule in Hannover versetzt. Dann kam er nach Bamberg zurück, wo er 1930 zum Leutnant und 1933 zum Oberleutnant befördert wurde. 1934 wurde er an die Kavallerieschule Hannover versetzt und 1936 an die Kriegsakademie Berlin-Moabit abkommandiert. 1937 wurde er zum Rittmeister befördert. Im Juli 1938 wurde er zur 1. leich­ten Division nach Wuppertal kommandiert, mit der er im selben Jahr an der Besetzung des Sudetenlandes teilnahm (lt. Sekundärliteratur).
Auf der sogenannten Personal-Karte für Ledige zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg (C 9, Nr. 58b bei StadtAB) sind folgende Meldeangaben bis 1933 für Bamberg vermerkt:

  • 1. April 1926, Reiterregiment 17
  • 30. September 1927, Kavallerieschule Hannover; hier unterscheiden sich Literatur und Meldeangaben; der Aufenthalt in Dresden fehlt auf der Meldekarte
  • 1. Oktober 1929, Rückkunft aus Hannover, Michelsberg 8e
  • 15. November 1930, Luitpoldstraße 3/I
  • 15. Februar 1931, Kunigundendamm 35/0
  • 1. August 1933, Schützenstraße 20/0
  • 1. September 1933, Hainstraße 23/0.

Lt. Meldeunterlagen des Stadtarchivs heiratete Stauffenberg am 23. September 1933 Nina Freiin von Lerchenfeld, mit der er fünf Kinder hatte: Berthold (*1934), Heimeran (*1936), Franz-Ludwig (*1938), Valerie (*1940) und Konstanze (*1945). Gewohnt hat er ab der Eheschließung bis 10. Oktober 1934 in der Hainstraße 23 (Hauskarte C 9, Nr. 57b), dann in Hannover, Lister Kirchweg 21 (C 9, Nr. 58c)
Vom 1.1.1939 bis 30.6.1943 hat die Familie in Wuppertal, Lönsstraße 25, gelebt.2 Für das zweite Halbjahr 1940 sind lt. Meldekarte vorübergehende Aufenthalte der Frau mit ihren Kindern in Bamberg, Schützenstraße 20 (Elternhaus Nina v. Stauffenbergs, geb. v. Lerchenfeld), dokumentiert. Nach der Rückkehr aus Wuppertal wohnte die Familie in der Schützenstraße 20. Der amtliche Einzug erfolgte nach erwähnter Hauskarte am 24. Juni 1943. Claus Stauffenberg selbst lebte dann ab 1.9.1943 bei seinem Bruder Berthold (*15.3.1905 Stuttgart, † 10.8.1944 Berlin) in Berlin-Wannsee in der Tristanstraße 83. Kinder der Familie Stauffenberg sind in der Zeit vom 1.7.1943 bis 20.7.1944 anscheinend in Bamberg nicht zur Schule gegangen.4 Nach der Hinrichtung Stauffenbergs am 20.7.1944 ist die Witwe ins KZ gesteckt worden, die vier Kinder wurden in einem Kinderheim in Bad Sachsa [Ldk. Osterode] festgehalten.
Von 1945-1953 soll Nina v. Stauffenberg in Lautlingen gewohnt haben, dann in Bamberg.5 Von der Schützenstraße 20 soll sie am 10. April 1946 offiziell ausgezogen sein (C 9, Nr. 57b) und sich kurz bei v. Petzold, Oberer Stephansberg 3, aufgehalten haben (C 9, Nr. 58c).

Fazit: Stauffenberg, der kein Bamberger im engeren Sinne war, wurde mit den bisherigen Ehrun­gen Genüge getan. Ob er Hitler tatsächlich umbringen und zusammen mit anderen einen neuen demokratischen Staat errichten oder nur die Macht an sich reißen und das Kaiserreich wieder herstellen bzw. eine Militärdiktatur instituieren wollte, lasse ich dahingestellt – genauso wie die wiederkehrenden Behauptungen, dass die „Widerständler“ die Wie­derher­stellung der vor 1933 in der Verfassung ga­rantierten Freiheiten und Rechte wollten, die Wiedereinführung der parlamentarischen Demokratie jedoch abgelehnt hätten.
Die Willy-Aron-Gesellschaft soll sich um Aron kümmern und nicht – unter falscher Flagge segelnd – um Personen, die nicht satzungsimmanent sind.

Andreas Sebastian Stenglein
Bamberg-Gaustadt, 9. Oktober 2010
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1Es wurden eine Straße, ein Platz sowie eine Realschule nach ihm benannt.

2„Er war mehr als nur ein Held“ von Stefan Melneczuk: „Fest steht allerdings, dass Stauffenberg mit seiner Familie von Januar 1939 bis Ende Juni 1943 an der Lönsstraße 25 in Barmen wohnte und zuvor im Juli 1938 als Generalstabsoffizier nach Wuppertal abkommandiert worden war …“ „Stauffenberg lebte in Barmen“ von Manfred Görgens: „In Wuppertal trägt ein Weg nahe der Müllverbrennung den Namen des Widerstandskämpfers, der zwischen dem 1. Januar 1939 und dem 30. Juni 1943 an der Lönsstraße 25 in Barmen wohnte. Tatsächlich war Stauffenberg bereits im Sommer 1938 mit seiner Frau Nina ins Bergische gekommen, um als Versorgungsoffizier beim Stab der 1. Leichten Division zu dienen …“ „Wuppertals zögerlicher Umgang mit einer berühmten Persönlichkeit“ von Conrads (5.11.2007): „Die Stadt Wuppertal hat auf Küllenhahn einen Weg nach ihm benannt, weil er vom 1. Januar 1939 bis 30. Juni 1943 mit seiner Familie auf dem Barmer Heidt gewohnt hat. Der 1907 in Schloss Jettingen bei Günzburg geborene Claus Schenk Graf von Stauffenberg kam im Juli 1938 als Rittmeister nach Wuppertal, um als Versorgungsoffizier beim Stab der 1. Leichten Division […] Dienst zu tun. In der Lönsstraße 25 war Familie von Stauffenberg vom 1. Januar 1939 bis 30. Juni 1943 zuhause. Die beiden Söhne besuchten die Volksschule Kleestraße …“ Lt. Wehrstammbuch (bei Bundesarchiv-Militärarchiv, Signatur: Pers 6/83023) wurde Stauffenberg am 15.2.1943 zum Generalstab (Ia) der 10. Panzer-Division versetzt. Als Wohnort der Familie ist ab 26.6.1943 Bamberg, Schützenstr. 20, angegeben. Das Stadtarchiv Wuppertal schrieb mir am 7.9.2010: „Die historische Einwohnermeldekartei ist durch Kriegsverlust äußerst lückenhaft. Claus Schenk Graf Stauffenberg ist dort nicht verzeichnet, nur eine andere Familie, die sich Staufenberg schreibt und augenscheinlich nichts mit dem Widerstandskämpfer gemein hat. Verließ eine Person Wuppertal, wurde die Karte ohnehin aus der Kartei entfernt.“

3Vgl. Berthold Schenk Graf von Stauffenberg – Wikipedia und Berlin, Tristanstr.

4Schülerbogen der Zentralschule (Martinschule) bzw. Domschule liegen im Stadtarchiv nicht vor.

Die Durchsicht des gedruckten Jahresberichts 1944/45 des Neuen Gymnasiums erbrachte die Information, dass der älteste Sohn Berthold diese Schule nicht besucht hat. Für die Oberrealschule und das Alte Gymnasium sind im Stadtarchiv für dieses Schuljahr keine Jahresberichte vorhanden.

5Stauffenbergs Frau soll die Nachricht über das fehlgeschlagene Attentat ihres Mannes auf Adolf Hitler am Morgen des 21. Juli auf dem Familiensitz der Stauffenberg in Lautliegen (heute ein Stadtteil von Albstadt, Württemberg) gehört haben, wo sie sich mit ihren Kindern zu Besuch bei ihren Schwiegereltern befand. Zwei Tage später wurde sie (im dritten Monat schwanger) von der Gestapo verhaftet und zuerst ins Gestapo-Gefängnis am Berliner Alexanderplatz gebracht, später in den „Bunker“ (Einzelhaft) des Konzentrationslagers Ravensbrück. Die vier Kinder wurden in ein Kinderheim in das niedersächsische Bad Sachsa verschleppt und dort festgehalten. Nina von Stauffenberg brachte ihr fünftes Kind, Konstanze, während der Haft am 27. Januar 1945 in einem Frauenentbindungsheim der Nationalsozialisten in Frankfurt/Oder zur Welt. Zusammen mit ihrer neugeborenen Tochter kam sie als Sondergefangene in das St. Josephstift Potsdam und wurde nach einer Odyssee durch verschiedene Konzentrationslager bei Kriegsende nach Südtirol verschleppt. Nach Auflösung des Lagers in Südtirol soll sie sich unter falschen Namen mit ihrer kleinen Tochter nach Oberfranken durchgeschlagen und Obhut im Schloß Heinersreuth gefunden haben. Die vier anderen Kinder hätten sich auf dem Stauffenberg´schen Familiensitz Lautlingen befunden. Nina v. Stauffenberg lebte dann mit ihren fünf Kindern in Lautlingen, ehe sie in ihr Elternhaus nach Bamberg zog.