Gezielte Einflussnahme auf Bamberger CSU

(Leserbrief vom 17. Oktober 2003)

 

Die Katze lässt das Mausen und der FT – wie der Artikel Anmerkungen zum Stand der Bamberger Dinge vom 8. Oktober beweist – das Politisieren nicht. Dr. Jungbauer beklagt „aus fränkisch-nordbayerischer Sicht“ das zahlenmäßige Übergewicht der Oberbayern im Kabinett und resümiert, dass nicht von einer bayerischen, sondern von einer oberbayerischen Staatsregierung gesprochen werden müsse. „Mehr Gestaltungsmacht im Kabinett“ durch mehr Franken lautet seine Devise. Ich sage dazu: Mehr Masse statt Klasse!

Den Wählern, die den oberbayerischen Spezi-Club gewählt haben, waren solche Überlegungen schnuppe. Und den meisten fränkischen Abgeordneten ist das erst recht egal. Die scheinen sich gar nicht so sehr nach Ministerämtern zu drängen, sondern mit ihrer parlamentarischen Arbeit zufrieden zu sein. Außerdem wird es nicht Jedermanns Sache sein, unter einem Halbgott Stoiber als getreuer und willfähriger Paladin Minister spielen zu dürfen und nichts zu sagen zu haben. Eine Ausnahme bildet der Keepsmilinger Schnappauf, der als oberfränkisches Feigenblatt ein Ministerium mit pompösem Namen und wenig Bedeutung bekommt und sein Maul zu halten hat.

Der Artikel ist im Grunde nichts anderes als die Fortsetzung gezielter Einflussnahme auf die Bamberger CSU, die Müller und nicht Schnappauf als Direktkandidaten aufstellte und der, nachdem er sein Schäfchen ins Trockene gebracht hat, sich um Bamberg genau so viel oder genau so wenig scheren wird wie bisher. Und Müller? Der wird sich nach den penetranten Angriffen in der Nominierungsphase vom FT bestimmt nicht vorschreiben lassen, was er zu tun oder zu lassen hat. Der wird als Mitglied im Haushaltsauschuss das machen, was er gesamtbayerisch unter Berücksichtigung Bamberger Sonderinteressen für richtig hält. (Über Rudrofs bisherige und künftige Tätigkeit will ich mich nicht ein- bzw. auslassen. Den grandiosen Wahlerfolg im Landkreis hätte eine aufgestellte Hopfenstange wahrscheinlich genauso erzielt.)

Was Jungbauer auf Landesebene beklagt (das Übergewicht Oberbayerns), lässt er auf Bezirksebene nicht gelten. Hier reklamiert er den Posten des Bezirkstagspräsidenten für Bamberg (das war schon immer so!), genau: für Landrat Denzler, weil nur ein Bamberger dem Bamberger Land, z. B. den Symphonikern, richtig helfen könne. Solche Ansichten sind absurd. Oder glaubt jemand, dass die übrigen Bezirksräte nicht mit Argusaugen darauf achten, dass es einigermaßen korrekt und gerecht zu-geht?

Im Übrigen sei die Frage erlaubt: Wie lassen sich eigentlich die zwei Fulltimejobs Landrat (rund 7500 Euro mtl. Gehalt) und Bezirkstagspräsident (rund 3000 Euro mtl. Aufwandsentschädigung) miteinander verbinden? Wahrscheinlich, weil Denzler außer der Wahrnehmung seiner Photo-Shootings nichts anderes zu tun hat.

Der Artikel passt eigentlich nicht zu einer Zeitung, die überregional und kein parteigefärbtes Heimatblatt sein will (auch wenn wahrscheinlich [heute] die meisten Leser schwarz wählen). Ich habe mich aus diesem Grunde jedenfalls vor 50 Jahren für den FT und nicht für die andere Zeitung entschieden, die – so habe ich einmal in einer Kreistagssitzung gesagt – das schöne weiße Papier mit Druckerschwärze ruinierte.

Mir gefällt manches von dem, was in München und Berlin geschieht, nicht. Ich muss damit leben. Nach dieser Wahl kommt in ein paar Jahren eine Bundestagswahl. Und da wird es für mich – so hoffe ich – wieder einen Grund zu Freude geben. Die Karawane zieht weiter.

Andreas Stenglein
Weiße Marterstraße 13
96049 Bamberg-Gaustadt