Krankenhausmisere ist hausgemacht

(Leserbrief im FT vom 12.10.2006)

Zum Artikel „OB und Landrat sprechen über die Kliniken“ [im FT vom 02.09.2006]:

Die heutige Krankenhausmisere ist das Ergebnis der nach dem Krieg vom Bamberger Stadtrat und vom Bamberger Kreistag betriebenen kleinkarierten Politik, wie ich als einer der wenigen noch lebenden Kreisräte der damaligen Zeit genau weiß.

Weichenstellung in den 60-ern

Die Weichen hierfür wurden in den frühen 60-er Jahren gestellt. Damals wurden die notdürftigst ausgestatteten Kreiskrankenhäuser Scheßlitz und Burgebrach modernisiert. Eine Konzentration des Krankenhauswesens in der Stadt Bamberg kam nicht in Betracht, weil die Verkehrsverhältnisse das nicht zuließen.

Mehrheit wehrte sich

Als gegen Ende der 60-er Jahre auch die Landkreisbevölkerung mobiler wurde, hätte von da ab eine bessere Verknüpfung erfolgen müssen. Dagegen wehrte sich aber die kohlrabenschwarze Mehrheit, die jegliche Zusammenarbeit mit der Stadt ablehnte. Umgekehrt war es nicht besser. Die Stadt gab dem Landkreis über ihre Planvorstellungen für das künftige Hauptversorgungskrankenhaus zunächst überhaupt keine Informationen und später nur ganz zögerlich.
In dieser Zeit der unerquicklichen Auseinandersetzungen fassten im Mai 1968 [am 6. Mai] die SPD-Fraktionen des Bamberger Stadtrats und des Bamberger Kreistags auf meine Initiative als SPD-Kreisvorsitzender eine Entschließung, „dass von der Stadt Bamberg und dem Landkreis ein gemeinsames Hauptversorgungskrankenhaus zu errichten ist.
Der entsprechende Antrag wurde im Juli 1968 [am 26. Juli] im Kreistag behandelt und mit 29:10 Stimmen abgelehnt.
Die zuständigen Gremien einschließlich der Bayerischen Staatsregierung beharrten auf ihren Meinungen und motzen alle Krankenhäuser im Bamberger Raum nach allen Regeln des wirt- schaftlichen Unsinns auf.
So bieten heute die Kliniken Scheßlitz, Bamberg und Burgebrach (Gerolzhofen und Forchheim nicht zu vergessen), obwohl sie nur einen Steinwurf voneinander entfernt sind, nahezu die gleichen ärztlichen Leistungen an. Der Raum ist überversorgt.

Überkapazitäten abbauen

Deshalb kommt es wie es kommen musste: Die Überkapazitäten als Ergebnis verfehlter Stadt- und Kreispolitik müssen abgebaut werden – ganz egal, auf welche Weise!
So wie bisher kann es jedenfalls nicht weitergehen. Endziel bleibt ein neu geordnetes (die Stadt- und Landkreisgrenzen überwindendes) Krankenhauswesen in der Rechtsform eines Zweck- verbandes, bei dem alle Federn lassen müssen.
Als Sofortmaßnahme empfehle ich – als alten Vorschlag – die Errichtung einer ärztlichen Leitstelle, die die Patienten entsprechend der hausärztlichen Diagnose in das von der Kompetenz, dem Personal und der freien Bettenzahl her am besten geeignete Haus einweist.

Blockade beenden

Der Worte sind genug gewechselt, Herr Starke und Herr Denzler, lasst auch endlich Taten sehen. Legen Sie den Damen und Herren Stadt- und Kreisräten dringend ans Herz, das verdrießliche Spiel der gegenseitigen Blockade zu beenden und über ihre Schatten zum Wohle der Stadt- und der Landkreisbevölkerung zu springen.

Andreas Stenglein
Weiße Marterstraße 13
96049 Bamberg-Gaustadt