Das Kapellengut zu Kloster Ebrach und
Der Seubertshof in Breitbach
Das Kapellengut zu Kloster Ebrach
Neben den verschiedenen Ämtern des Klosters wie die des Abts, Custos, Cellerarius etc. gab es auch einen Portanarius, der das Pförtneramt versorgte und für die Verteilung der Almosen zuständig war. Zu seinen Einkünften zählten u. a. die Einnahmen aus der 2. Messe am Tor (= Fuchsenkapelle).1
Aus dieser aus dem 13. oder 14. Jahrhundert stammenden Seelsorgekirche, die 1803 zerstört wurde,2 entstand das „neue Bäckenhaus“.3 Heute hat es die Bezeichnung Marktplatz 10 und befindet sich im Eigentum von Frau Sendner Hedwig.
Mit diesem Gehöft habe ich mich im Rahmen meiner Nachforschungen über meinen Großvater mütterlicherseits (Rößner Andreas, *7.1.1877 Ebrach) befasst.4 Das ist dabei herausgekommen:
Am 19. April 1864 heiratete in Breitbach der am 6. Mai 1834 in Geusfeld als Sohn der Bauersleute Rößner Christoph und Katharina, geborene Schlehlein, zur Welt gekommene Rößner Andreas die Firsching Elisabeth aus Breitbach (geboren am 18.10.1839 in Nummer 8 als Tochter der Bauersleute Firsching Valentin und Barbara, geborene Seubert).5
Das Paar ließ sich in Ebrach nieder, wo der „ledige Bauer Rößner Andreas aus Geusfeld lt. Kaufvertrag vom 21. September 1863 und Nachtrag vom 24. April 1864 das Anwesen mit der Bezeichnung ‚Kapellengut‘ zum Kaufpreis von 7.100 Gulden erworben“ hatte (ab 31. Oktober 1863 bestand durch eine Hypotheken-Dispensation ein Vorkaufsrecht). Beide lebten in Gütergemein- schaft nach Würzburger Landrecht.6
Das Anwesen, bestehend aus einem Wohnhaus mit Backofen, Stallung, Keller und Hofraum, 3 Tagwerk 42 Dezimal Acker, 2 Tagwerk 60 Dezimal Wiesen und einem ganzen Gemeinderecht, war ab 7. Januar 1825 Eigentum eines Hümmer Georg aus Kleinbirkach. Am 21. Oktober 1826 hat es der Bäckermeister Barthel Johann [aus Frankenwinheim] zusammen mit seiner Frau Margareta, geborene Lutz, für 1.900 Gulden erworben. Am 11. Dezember 1849 war es für 2.330 Gulden auf den Sohn Johann übergegangen, der in zweiter Ehe (geschlossen 21.10.1857) mit der Jäger Anna aus Michelau verheiratet gewesen ist.
Am 8. Juli 1873 wurde eine Hypothek zu Gunsten des Kunstmühlenbesitzers Baer Friedrich aus Erlangen eingetragen und am 23. März 1874 ist auf Betreiben des Weinhändlers Mayer Viktor aus Kitzingen die Zwangsvollstreckung eingeleitet worden, die jedoch nicht durchgeführt wurde.
Zu Gunsten von Schenk Johann und Barbara aus Siegendorf sowie des Weinhändlers Fröhlich Georg aus Wiesenbronn wurden am 20. Juni bzw. 16. September 1874 erneut Hypotheken eingetragen, die dann allesamt am 20. März 1876 gelöscht worden sind. Auch 1879, am 21. Oktober und 22. Dezember, sind Hypotheken eingetragen worden und zwar zu Gunsten von Greß [= Greiß, heute: Krais bzw. Kraiß] Margareta aus Oberschwarzach und von Baier Isaak aus Aschbach, die 1880 wieder gelöscht wurden.
(Ein Grund für eine der Hypothekenaufnahmen sei gewesen, so erzählte es mir mein Großvater, dass einmal sein Bruder Georg (*18.5.1866 Ebrach) die Verschlüsse der Weinfässer öffnete und diese dann nicht mehr verschließen konnte, so dass der der ganze Wein auslief.)
Am 4. März 1880 ist das Anwesen um 8.100 Mark versteigert worden.7 Gesteigert wurde es von
- Glos Michael, Müller, und Elisabeth, Brünnau 7,
- Schanz Johann, Müller, und Sabina, Gerolzhofen 38, und
- Rößner Michael, Bauer, und Katharina aus Alitzheim 25.
- Die Stolzenmühle bei Neuses am Sand/Brünnau befindet sich noch im Besitz der Familie Glos (Glos Michael, *1944, bzw. dessen Sohn Michael).
- Die Schanzenmühle, gelegen auf der rechten Seite zwischen Gerolzhofen und Dingolshausen, existiert nicht mehr. Sie gehörte zum Gutshof „Lindelachshof“ und soll einem Brand zum Opfer gefallen sein.
- Rößner Michael (*22.7.1829), ein Bruder von Andreas, verheiratet mit Röder Katharina aus der Haudersmühle in Michelau, hatte 1877 das elterliche Anwesen in Geusfeld Nr. 18 (heute: Ebracher Weg 49, Familie Jooß) verkauft und sich in Alitzheim Nummer 25 (heute: St.-Martin-Straße 1) ansässig gemacht.
Schanz und Rößner als Miteigentümer traten am 6. April 1882 ihre Anteile um 3.000 Mark an Glos ab, der dann das Anwesen am 4. August 1894 um 11.300 Mark an Beck Jakob veräußerte. Dessen Witwe Eva verehelichte sich mit einem gewissen Friedrich Paul, der am 26. August 1901 verstarb. Eigentümerin war dann die (erneute) Witwe Eva bis zum Jahre 1911. In diesem Jahr, am 5. April, erwarb es der Bäcker Sendner Johann und dessen Frau Barbara, geborene Kaiser, aus Elsendorf um 22.500 Mark. Der Familie Sendner gehört es heute noch (Sendner Hedwig).
Die Familie Rößner übersiedelte 1884 nach Theinheim, wo sie den Hof Nummer 33 (heute: Rößweg 5), einen Bauernhof mit Bäckerei, erworben hatte.
In Ebrach haben neun Kinder das Licht der Welt erblickt, von denen eines nicht übers Kindesalter hinausgekommen ist. In Theinheim sind keine Kinder mehr zur Welt gekommen.
Neben dem Bäckermeister Rößner Andreas gab es noch zwei Grundstücksbesitzer mit dem gleichen Namen, die untereinander jedoch nicht verwandt gewesen sind.
- Am 21. September 1852 verstarb auf dem Anwesen 14 ½ (heute: Bauernhofstraße 26, Dr. Königer Georg) der Seldengutsbesitzer Rößner Johann mit 60 Jahren. Seine Witwe, die Auszüglerin Rößner Elisabeth, verschied am 21. September 1855 mit 61 Jahren. Weder die Trauung des Paares noch Taufen von Kindern sind in Ebrach bezeugt.8 Der Besitz war lt. Brief vom 22. April 1846 von den Eheleuten Vollmeyer Jakob erworben worden.
- Rößner Michael (*8.12.1833 Neuschleichach) und Frau Anna Maria, geborene Seuling (*12.6.1835 Kirchschönbach), wurden auf dem Hof 4 ½ (heute: Marktplatz 5, Gries Rosemarie) genannt. Die Ehe ist am 13. August 1867 in Ebrach geschlossen worden. Registriert sind drei Taufen: Anna (*27.5.1868), Jakob (*23.7.1869) und Elisabeth (*9.8.1877). Die Frau ist am 10. September 1878 gestorben.9 Weitere Forschungen habe ich nicht angestellt.
Notiert ist noch in der Sterbematrikel, dass am 17. Juni 1853 der ledige 38-jährige Nagelschmieds- geselle Rößner Johann Georg aus Willmersbach/Mfr. als Correktionär (= Gefangener) gestorben ist und vom protestantischen Hausgeistlichen beerdigt wurde und dass am 30. März 1863 der ledige 51-jährige Gefangenengerichtsdiener Rößner Georg aus Stadtsteinach seinen letzten Atemzug getan hat.
Der Seubertshof in Breitbach10
Über den Breitbacher Bauernhof mit der Nummer 8,11 in dem die Firsching Elisabeth am 18. Oktober 1840 als Tochter des Firsching Valentin jr. (*17.2.1808 Breitbach 12) und dessen Frau Barbara, geborene Seubert (*24.11.1712 Breitbach 8), ihre irdische Wanderschaft begann, ist Folgendes zu bemerken:
Firsching Valentin jun., Sohn des Firsching Valentin sen. (*26.12.1756 Kappel) und dessen Frau Eva, geborene Ott (*6.2.1763 Breitbach 12), aus dem Anwesen Nummer 12, einer Gastwirtschaft (heute: Zur Fröhlichkeit, Besitzer: Ott Karl Heinz), hat am 20. August 1832 in den Hof Nummer 8 eingeheiratet und diesen lt. Brief vom 11. August 1833 von den Schwiegereltern erhalten.
Die Braut stammte aus der dritten Ehe des Seubert Karl (*26.6.1739 Breitbach) mit der Bäuerlein Elisabeth (*28.5.1777 Breitbach).
Seubert Karl war ein Spross des Seubert Konrad, der jedoch Karl gerufen wurde, und dessen Frau Kunigunda, geborene Werner (*5.12.1696 Breitbach). Dieser Seubert war am 10. März 1696 in Gräfenneuses zur Welt gekommen. Durch Einheirat erlangte er das schwiegerelterliche Anwesen, das fortan Seubertshof genannt worden ist. 1760 hat er die kleinere der beiden Kirchenglocken gestiftet (auf der Glocke mit der Abbildung der Taufe des hl. Johannes steht: Carel Seibert me fundavit 1760, d. h.: hat mich gießen lassen).
Bäuerlein Elisabeth ist eine Tochter von Bäuerlein Sebastian (*4.11.1741 Kötsch) und Anna Maria, geborene Rammich (*12.12.1757 Breitbach), aus dem Haus Nummer 5 gewesen.
Der Hof ist von Firsching Valentin lt. Übergabevertrag Nr. 460 vom 9. bzw. 20. Juni 1868 beim Notariat Wiesentheid (im Bestand des StAW) „mit Zustimmung der Kinder Adam (*23.10.1832)12 und Balthasar (*23.11.1833)13 sowie des Schwiegersohns Rößner Andreas der Tochter Kunigunda (*13.11.1848) übergeben worden“. Durch sie wäre der Hof an ihren Verlobten Manger Georg aus Prosselsheim gekommen. Da dieser jedoch von seinem Eheversprechen zurücktrat, blieb das Anwesen in ihrem Besitz (Hypothekenbuch: Verträge vom 9.6. und 20.6.1868, sowie 30.7. und 6.10.1868). Was aus ihr wurde, war nicht zu klären. Den Ort hat sie offenkundig verlassen.
Als Besitzer wurden danach lt. Haus-Steuer-Kataster Breitbach genannt:
- 1869, Hirschfeld Andreas und Dorothea aus Hochheim (b. Erfurt)
- 1872, Forst Georg und Ottilia
- 1891, Witwe Forst Ottilia.
Es folgten anschließend:
- 1891, Fuchs Georg aus Dingolshausen (durch Witwe Forst Ottilia)
- 1928, Fuchs Bernhard (Sohn) und Amalie, geborene Schmitt
- 1938, Witwe Fuchs Amalie
- 1940, Walzer Alfons aus Theinheim (durch Witwe Fuchs Amalie)
- 1956, Kundmüller Alfons (Neffe) aus Falsbrunn
- heute: Kundmüller Georg (Sohn).
Hinweis: Die Haus-Nummern sind vor einiger Zeit geändert worden und stimmen mit den vor knapp 200 Jahre eingeführten jetzt nicht mehr überein.
8 ⇒ 6
12 ⇒ 7
5 ⇒ 12
19 ⇒ 23
17 ⇒ 17.
Über Breitbach und die in Betracht kommenden Familien ist mehr in meiner bereits genannten Arbeit „Zwei Steigerwälder Familien …“ nachzulesen.
Die Abhandlung ist gegenüber der ursprünglichen Fassung aus dem Jahre 2004 leicht verändert und dem Website-Format angepasst.
Andreas Stenglein, im Dezember 2006
Jede Verwertung, insbesondere das Herstellen von Kopien sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, ist ohne meine Einwilligung nicht erlaubt.
1) Kaspar, Adelhard: Chronik der Abtei Ebrach (Seite 43).
2) Dr. Heinrich Mayer: Die Kunst des Bamberger Umlandes (Band I).
3) Chronik der Marktgemeinde Ebrach (= Ebracher Ortschronik) von Theodor Haas, Seite 51.
4) Das Ergebnis habe ich im Juni 1999 unter dem Titel „Zwei Steigerwälder Familien, Die Familie Rößner und die Familie Firsching“ (im Bestand der Staatsbibliothek Bamberg [StBB] unter 22/Franc.4871) veröffentlicht.
5) Traumatrikel der Pfarrei Oberschwarzach, nachrichtlich auch in der Matrikel der Pfarrei Ebrach.
6) Grundsteuerkataster für die Steuergemeinde Ebrach, Kgl. Landgericht Burgebrach, Kgl. Rentamt Burgwindheim, im Bestand des Staatsarchivs Bamberg = StAB (Rep. K 213, Nr. 116 I und II) und
Grundsteuerkataster-Umschreibheft für die Steuergemeinde Ebrach, Polizeibezirk Burgebrach, Rentamtsbezirk Burgwindheim bei StAB (Rep. K 213, Nummer 119 b) sowie
Hypothekenbuch für Ebrach, Schmerb und Neudorf vom 20. August 1866 bei StAB (Rep. K 145, Band I, Seite 101/102, 112 und 116): „Ein Gut zu Kloster Ebrach, Kapellengut.“
7) Urkunden des Notars Gareis, Burgebrach, vom 4. Juli und 14. November 1880 im Grundsteuerkataster-Umschreibheft.
8) Trau- und Taufmatrikel der Pfarrei Ebrach im Bestand des Archivs des Erzbistums Bamberg.
9) Ebracher Matrikel; wie vor.
10) Über Breitbach wird in der Geschichte und Beschreibung des im königl. bayer. Untermain-Kreise liegenden Marktfleckens Oberschwarzach von Georg Höfling berichtet. Dort heißt es u. a.: „Breitbach liegt unter der Steig … und zählt etwa 150 Seelen. Durch den Ort führt die Hauptstraße von Bamberg nach Würzburg und der Ort selbst ist der letzte im Untermainkreise. Es gehörte nach dem Ebracher Lehenbuche vom Jahre 1678 (= Ebracher Standbuch beim Staatsarchiv Würzburg [StAW]: A 223 II, Nr. 7653) ganz dem Kloster, kam später ans Landgericht Sulzheim und ist nun seit 1818 dem königl. Landgerichte Gerolzhofen einverleibt …“ Weiteres findet sich in der bereits genannten Chronik der Abtei Ebrach, Seite 36, 45, 54.
11) Zur Klärung der Eigentumsverhältnisse dienten: Haus-Steuer-Kataster Breitbach; Kgl. Amtsgericht und Kgl. Rentamt Gerolzhofen aus dem Jahre 1885 bei StAW, Grundsteuerkataster Ebrach (darin auch Breitbach aus dem Kgl. Landgericht Gerolzhofen) bei StAB (Rep. K 213, Nr. 116, Band 1 und 2) sowie Hypothekenbuch für Ebrach Schmerb und Neudorf bei StAB (Rep. K 145, Band III, S. 2) – siehe Fußnote 6 -. Die Eintragungen hierin weichen teilweise vom Haus-Steuer-Kataster ab!
12) Adams Lebensweg ist nicht bekannt.
13) Balthasar ehelichte am 8. Januar 1864 die Wirtstochter Krais Margareta aus dem Anwesen Nummer 19. Gelebt hat er auf dem Hof Nummer 17, den er – nach einem Bericht der Gemeinde Breitbach vom 21.1.1864 an das Kgl. Bezirksamt (im Bestand des StAW) – für 7.500 Gulden vom Vater – dem Nummer 8 und Nummer 17 gehörten – bekommen hat.