Die Gaustadter Wirtshäuser

In Gaustadt, das 1071/72 erstmals urkundlich erwähnt wurde (und nicht 1015 oder 1136, wie Dr. Konrad Arneth1 bzw. Dr. Adam Martinet2 und Heinrich Joachim Jäck3 meinen),4 gab es zwischen 1400 und 1500 bei rund 40 Haushaltungen drei Wirtshäuser: Das „Untere Wirtshaus“, das „Obere Wirtshaus auf dem Knock“ und das „Wirtshaus zum Hirschen“.5 Alle drei schenkten Wein aus. Sie brauten auch ein als Bier bezeichnetes Getränk, das mit heutigen Maßstäben freilich nicht zu vergleichen ist (siehe meine Arbeit über das Gaustadter Brauereiwesen).

Das „Untere Wirtshaus“ in der Hauptstraße 26 war ein Lehen des Klosters Michelsberg, das „Obere Wirtshaus auf dem Knock“ in der Hauptstraße 40 ein solches des Elisabethenspitals, das „Wirtshaus zum Hirschen“ in der Hauptstraße 31 gehörte dem Bamberger Domkapitel. Um 1750 ging das „Obere Wirtshaus“ ein. Der Name wurde – nicht ganz korrekt – auf das gegenüberliegende Anwesen übertragen.

Neben diesen sozusagen offiziellen Wirtshäusern, in denen Wein und Bier ausgeschenkt wurde, gab es auch mit den heutigen Heckenwirtschaften vergleichbare inoffizielle, in denen die Weinbergs- besitzer (Häcker) ihren selbsterzeugten Wein ausschenkten (siehe: „Gaustadt, Ein fränkisches Klosterdorf, 1971 [Ortschronik]“, S. 159, von Dr. Konrad Arneth). Ausdrücklich im Zusammenhang mit dem Weinausschank wird die Familie Hoffmann (Hinker) genannt. Bei den beiden anderen Familien Eichelberger und Kreutzer ist es komplizierter.
1) Claus Hoffmann, genannt Hinker, der die Anwesen Nr. 11 (nun Bachstraße 7) und Nr. 28 (heute Flößergasse 1) besaß, wurde 1522 als Wirt bezeichnet; 1523 ist er als „Peck zu Gaustadt“ verstorben. Der Sohn Hans, ebenfalls Hinker genannt, wurde 1533 auf dem Hof 28½ (jetzt Hauptstraße 24), der aus dem elterlichen Hof Nr. 28 gezogen war, erwähnt und 1545 expressis verbis mit dem Ausschenken von Wein in Verbindung gebracht.
2) „Josef Kerslein, der 1544 als ein Dorfmeister mitsamt den Nachtbauern (Nachbarn, wie die Dorfgenossen heißen) in der Gemein gearbeitet und wie dann der Brauch, einen Trunk in des jungen Eichelbergers Haus daselbst getan“ (Seite 156 a. a. O.), ist den Anwesen Nr. 14 (derzeit Bachstraße 12) und 57½ (nun Dr. Martinetstraße 7) zuzuordnen. An anderer Stelle (Seite 127) steht, dass Hans Kraus als Dorfmeister und andere nach solcher Arbeit wie dann der Brauch ist, einen Trunk in Eichelbergers Haus getan und „als es in der Stube wegen eines Pferdehandels zu einem Wortwechsel kam, habe der unbeteiligte Kerslein eine „ungefehrliche“ Rede getan, d. h. er habe ungefähr gesagt, „mit Züchten zu melden, er schisse einem in den Hals, wenn er ein Bier hätte“. Als „des jungen Eichelbergers Haus“ dürfte von mehreren Anwesen, die der Sippe gehörten, das mit der Nr. 57, das heutige Pfarrhaus, in Betracht kommen. Entweder gab es dort neben Wein auch Bier oder Kerslein hat gemeint, „er …, wenn er jetzt wo wäre, wo es Bier gäbe.“
3) Der 1623 als Wirt genannte Hans Kreutzer kann nur auf dem Hof Nr. 1 (heute Dr. Martinetstraße 17 und 19) ansässig gewesen sein, weil es um diese Zeit diesen Namen nur einmal und zwar dort gab. (Die heutigen Kreuzers traten erst später auf den Plan.) Von einem Bier- oder Weinausschank auf diesem Gehöft habe ich bisher aber nirgendwo etwas gelesen.

Das aus dem ab 1424 nachgewiesenen „Jungfrauen- höflein“ hervorgegangene „Untere Wirtshaus“ (auch „Wirtschaft zum goldenen Stern“ bezeichnet) besteht seit mindestens 1541/42, wie sich aus einem Eintrag im „Gerichtsbuch des Klosters Michelsberg 1542“ (beim Staatsarchiv Bamberg [StAB]: B 110, Nr. 361) beweisen lässt. Nach diesem Vermerk „erschien Heintz Kraus von Gaustat am Mitwochen nach Dorothee 1542 [Dorothea am 6. Februar fiel 1542 auf einen Sonntag] vor Gericht [Seite 67a und 72a]“ und sagte in einem Streit wegen des Hutrechtes auf der Hege aus, dass „Hans Keck am dritten Suntag vor Pfingsten im einundvierzigsten Jahr [Pfingsten 1541 war am 5. Juni] vor einer ganzen gemein[de] in Gaustat“ das und das gesagt habe und dass, „als die gemein voneinandergangen, sie in Hannsen strezen wurtshaus gangen sind [Seite 72b und 73b]“. 1526 war das Wirtshaus nur als „Hansen Stretzen Haus“ bzw. „Hansen Stretzen Behaußung“ bezeichnet worden, in dem „Hans Linsner der alte [aus Nr. 57?] an einer Zeche gesessen war und ein ‚Seidtlein Weins‘ trank“ (B 110, Nr. 359, S. 95b und 104a bei StAB). Vermutlich ist Wein und Bier ausgeschenkt worden. Ob „Wurtshaus“, „Haus“ oder „Behaußung“ – ein Gasthaus im heutigen Sinne darf man sich sicherlich nicht darunter vorstellen. Die Sippe Stretz war bis 1604 auf dem Wirtshaus. Ab 1604 wurden die Familien Albert, Geltner, Lieb, Götz, Nüßlein und Steigner genannt. 1761 folgte ein Hans Jörg Kötzner. Im Jahr 1796 hat es David Leicht (*5.12.1768), ein Sohn des Oberen Wirts Johann Leicht, dem Sebastian Kötzner abgekauft und 1803 an Nikolaus Zenk verkauft. Von ihm ging es 1823 auf den Schwiegersohn Michael Albert und 1828 an dessen Witwe Helene. 1831 erwarb es Michael Zink aus Neuses am Sand (*26.11.1806), von dem es 1854 auf dessen Sohn Lorenz (*7.8.1833 Gaustadt) überging (vlg. Der Kirchenpfleger Michael Haßfurter). 1863 erstand es Josef Gütermann.

1865 erwarb es Johann Baptist Häfner (*25.6.1825), ein Sohn des Metzgermeisters Leonhard Häfner (*8.2.1788), der am 23. Oktober 1809 die Anna Schneider aus Bischberg geehelicht hatte (vgl. Die Metzger- bzw. Gastwirtschaftsfamilie Häfner in Gaustadt, 2004).
Leonhard ist ein Sprössling des aus Dienstadt bei Tauberbischofsheim zugezogenen Metzger- meisters Franz Häfner (*30.10.1755) gewesen, der am 23. Februar 1784 in St. Martin die Bamberger Metzgertochter Barbara Fuchs geheiratet und sich in Gaustadt auf dem Gehöft mit der jetzigen Adresse Dr. Martinetstraße 2 (Bäckerei Kreuzer) niedergelassen hatte.6 Von seinen zehn Kindern (von denen vier im Kindesalter verstarben) sind vier Buben, die in Gaustadt ansässig waren, von Interesse: Philipp (*28.8.1810), Josef (*28.12.1814), Johann (*26.3.1817) und der oben genannte Johann Baptist. (Der Lebensweg des am 4.11.1811 geborenen Josef war nicht zu klären. Die Tochter Elisabeth [*23.12.1821] ist dem Wirt vom „Unteren Schloss“ in Bischberg, Philipp Frey, angetraut worden.)

Philipp erwarb 1836 den Hof in der Dr. Martinetstraße 11 (das heutige Pfarrhaus). 1839 veräußerte er ihn an den Bruder Josef und verzog nach Knetzgau. Josef verkaufte ihn 1876 an Dr. Adam Martinet. Johann erwarb 1839 das Anwesen in der Dr. Martinetstraße 15 (Mackert) von seinem Schwiegervater Christoph Mackert. Johann Baptist erhielt das elterliche Anwesen, das er 1863 an den Bäcker Josef Kreutzer abstieß.

1871 ging die Brauerei auf den Neffen Philipp (*2.12.1850) – Sohn des oben genannten Metzger- meisters Johann Häfner und dessen Frau Anna Maria, geborene Reges – über. (Anna Maria gehörte zu der aus Trosdorf stammenden und ab 1701 in Gaustadt ansässigen Sippe Reges, die in zwei Linien geteilt war: in Bauern und Metzger.) Er verehelichte sich am 20. Juni 1872 mit der Apollonia Maislein aus Stegaurach (Tochter von Johann Georg Maislein und Frau Anna Maria, geborene Dotterweich). Nach seinem Ableben (+ 31. August 1876) vermählte sich die Witwe am 8. Januar 1878 mit dem Brauer Georg Anton Müller aus Frankenwinheim.

Aus der Verbindung Häfner / Maislein stammten zwei Buben: Michael (*28.4.1873) und Johann (*16.7.1874).
Michael erlernte das Brauerhandwerk in verschiedenen Städten Deutschlands und verheiratete sich am 8. Mai 1906 mit der Kunigunda Leicht aus dem Bauernanwesen Martin-Ott-Straße 12 (Tochter des damaligen Bürgermeisters Johann Karl Leicht und dessen Frau Maria Anna, geborene Ehrlich), mit der er zwei Mädchen hatte: Anna Maria (*12.6.1907 verh. Konrad Eiser) und Apollonia (*6.12.1908 verh. Johann Sauer).
Johann wanderte nach Amerika aus, kehrte jedoch wieder nach Gaustadt zurück, wo er am 2. März 1905 unverheiratet verstarb.
Die vier Mädchen aus der Ehe Müller / Witwe Häfner: Anna Maria (*20.11.1880), Agnes (*30.1.1882), Monika (*10.7.1884) und Elisabeth (*19.11.1885) verheirateten sich in der Bamberger Gegend: Anna Maria am 18.4.1904 mit Georg Brückner, Agnes mit Johann Thor, und Elisabeth mit Hans Albrecht. Monikas Trauung mit dem Braumeister Georg Wörner (*22.5.1881 Eberbach im Odenwald als 6. Kind des Brauereibesitzers Michael Wörner) fand am 28. Januar 1910 in Eberstadt bei Darmstadt statt. Sie bzw. ihr Mann und nicht der eigentliche männliche Erbe aus erster Ehe bekam die Brauerei. Das Paar hatte drei Kinder: Hedwig (*13.2.1911 verh. Heinrich Wörner), Theo (*25.2.1912 verh. Irene Pufe) und Ludwig (*9.10.1815 verh. Elisabeth Ott). Die Brauerei ging später auf die Söhne Theo und Ludwig und 1986 auf Ludwigs Sohn Georg über.
Michael Häfner pachtete zunächst die „Gastwirtschaft Volksgarten“. 1927 – nachdem sich die Spannung zwischen ihm und seinem Stiefschwager gelegt hatte – übernahm er die „Gastwirtschaft Bürgerbräu“, wie das „Untere Wirtshaus“ nun genannt wurde, und führte sie bis zu seinem Tod am 3. März 1937. (Ab 2. November 1937 ist als Pächter der Metzgermeister Michael Schick aus Drügendorf mit Frau Helene genannt worden.7)

Das „Wirtshaus zum Hirschen“ oder „Obere Wirtshaus“ – ich bleibe bei der nicht ganz korrekten Bezeichnung – ist aus dem 1337 erstmals genannten „Gundlochhof“ hervorgegangen, zu dem bis zu seiner Teilung zwischen 1430 und 1442 die heutigen Anwesen „Oberes Wirtshaus“, Schneider-Hümmer, Christel und Pfarrhaus gehörten (siehe meine Veröffentlichung „Das Gaustadter obere Wirtshaus„).

1765 erwarb der aus Wernsdorf stammende Brauer Johann Leicht, Sohn des Wirts Laurentius Leicht und dessen Frau Kunigunda, geborene Sauer aus Roßdorf, das Anwesen (später übrigens auch die Karmeliterbräu Bamberg). Im selben Jahr, am 22. April 1765, heiratete er die Gaustadter Schultheißtochter Barbara Hofmann, mit der er elf Kinder hatte. (Die Eltern der Braut, Hans Hofmann und Elisabeth, geborene Gerner, verwitwete Dürsch, besaßen den „Abtshof“, heute Fischergasse 6. Sie stifteten 1752 die „Weiße Marter“.)

Nach Barbaras Tod (+ 28.3.1792) ehelichte er am 12. Februar 1798 die Witwe des Wirts vom „Schlüssel im Sand“, die Barbara Lieb, geborene Gesell. Aus dieser Ehe sind noch einmal sechs Kinder hervorgegangen. Am 25. Juni 1812 beendete er wegen „gänzlicher Entkräftung“ seinen Lebensweg. Die Witwe heiratete am 14. September 1812 den jungen Bierbrauer Johann Reges aus Gaustadt (*18.9.1786), der sich dann nach ihrem Ableben (+ 29.10.1835) am 14. Juni 1836 mit der Eva Maria Klauer aus Bamberg verehelichte und mit dieser zwei Kinder hatte.

Von den insgesamt 17 Leichts-Kindern (von denen vier im Kindesalter verstarben) sind sieben besonders erwähnenswert:

  1. David (*5.12.1768) heiratete am 17. November 1796 eine Margareta Döring aus Memmelsdorf. Er erwarb das „Untere Wirtshaus“ und verzog 1802 nach Memmelsdorf, wo er sich auf dem Anwesen Nr. 3 mit der heutigen Bezeichnung Hauptstraße 5 als Bauer und Büttner niederließ. Drei der fünf Söhne blieben in Memmelsdorf. Der Lebenslauf des Sohnes Konrad (*16.11.1813) war nicht zu klären. Johann Baptist (*27.3.1819) wanderte 1850 nach Siebenbürger aus (Nachfolger leben heute in Amerika).
  2. Johann Georg (*10.1.1771) ehelichte am 13. Juni 1793 die Kunigunda Stirnlein. Er hat den „Abtshof“ erhalten. (Die Sippe Stirnlein wurde ab dem 17. Jahrhundert in Gaustadt genannt; sie ist ausgestorben.) Selber erwarb er 1793 von seinem Schwiegervater Nikolaus Stirnlein das Anwesen mit der heutigen Anschrift Martin-Ott-Straße 12, das 1765 vom „Kellereihof“ (heute: Hauptstraße 32a) abgetrennt worden ist. Von ihm stammen die Gaustadter und Bischberger Leicht ab.
  3. Johann Georg oder nur Georg (*27.10.1777) ist Geistlicher geworden. Fälschlich wird er öfter als Johann Baptist bezeichnet. Zuletzt war er Dekan in Stadtsteinach, wo er am 20.8.1833 verstorben ist.
  4. Johann Baptist (*12.1.1800) ehelichte am 5. November 1821 die Elisabeth Bayer aus Bamberg. Er erhielt die Brauerei. Zusätzlich erwarb er die Brauerei „Wilde Rose“ in Bamberg, die der Sohn Johann Martin (verheiratet mit der Bambergerin Kordula Lobert) bekam. Der andere Sohn Heinrich heiratete die Magdalena Veit aus Knetzgau und erwarb in Bamberg die Brauerei bzw. Gaststätte „Zum Taucher“ (= Weierich). Die Gaustadter Brauerei verkaufte er am 10. April 1858 an Heinrich Zang.
  5. Johann Konrad (*1.6.1782) hat sich 1803 in Memmelsdorf auf dem Anwesen Nr. 4 (heute: Hauptstraße 7), später auf dem Gehöft Nr. 49 (heute: Hauptstraße 27) als Brauer niedergelassen. Er ist der Begründer der Memmelsdorfer Brauerfamilie Leicht. Vier seiner sechs Söhne siedelten sich in Memmelsdorf an. Georg Heinrich (*5.7.1816) wurde Geistlicher (zuletzt in Bühl bei Simmelsdorf, Dekanat Neunkirchen am Sand), Johann (*14.2.1819) wurde Brauer und Wirt in Gundelsheim.
  6. Heinrich (*6.12.1803) erwarb in Bamberg die Brauerei „Zum Fässchen“ (Fäßla), die auf den Sohn Sebastian und dann auf dessen Sohn Johann Baptist überging.
  7. Johann Lorenz (*18.5.1805) war Besitzer des Brauhauses in Bug. Die Söhne Johann Martin und Georg besaßen die Brauereien „Mohrenpeter“ und „Zum Wilden Mann“ in Bamberg.

Heinrich Zang stammte aus Gleusdorf, wo er am 21. Januar 1828 als Sohn der Eheleute Heinrich Zang und Anna Sophie, geb. Baum, zur Welt gekommen ist. Nach dem Kaufvertrag vom 10. April 1858 hat er das „Wirtsgut mit realer und radicirter Brauerei-, Gast- und Schankgerechtigkeit, Wohn- und Wirtshaus, Brauhaus, Scheuer, Stallungen, Backofen und Hofrecht einschließlich 26,33 Tagwerk Acker, Wiese, Hopfengarten und Felsenkeller zum Gesamtpreis von 23.000 Gulden“ gekauft. Nach seinem Tod wurde die Brauerei noch eine Zeitlang von der Witwe bzw. vom Sohn Karl weiter betrieben, schließlich am 1. Februar 1898 an die „in allgemeiner Gütergemeinschaft lebenden Bierbrauerehegatten Adam Bayerlein und Klara aus Dresden“ veräußert.

Adam Bayerlein war ein Sohn der Eheleute Michael Bayerlein und Margareta, geborene Löhr, aus Bamberg. Seine Frau Klara stammte aus Niederjahna bei Meißen. Geheiratet hatte das Paar am 18. November 1897 in Dresden. 1908 verpachtete Bayerlein die Wirtschaft, die zu dieser Zeit „Bayerlein’sche Wirtschaft“ hieß, an Philipp Schramm aus Roßstadt, der sie zusammen mit seiner Frau Babette bis 1920 führte. Anfangs 1920 wurde das Anwesen an die „Hofbräu AG Bamberg und Erlangen“ verkauft, die – wie aus einem Brief derselben vom 14. Juli 1921 an die Gemeinde Gaustadt hervorgeht – die Brauerei stilllegte. Teilhaber der Hofbräu, die zur Ausschaltung unliebsamer Konkurrenz mehrere kleinere Brauereien aufkaufte und stilllegte, war Willy Lessing, der auch die Gaustadter Ziegelei besaß (siehe „Das Gaustadter obere Wirtshaus„). Im selben Jahr wurden die zum Anwesen gehörenden Häuser mit den heutigen Adressen Dr. Martinetstraße 3, 5 und 5a (nicht Nummer 1, das mit dem Haus Hauptstraße 31 verbunden ist) für 37.500 Mark an die Gemeinde Gaustadt verkauft. (Die Stadt Bamberg als Rechtsnachfolgerin der Gemeinde Gaustadt durch die Umgemeindung 1972 hat vor etwa zehn Jahren die Häuser an Privatleute verkauft.)

Adam Bayerlein ist am 21. April 1941 in der Euthanasieanstalt Hartheim-Alkoven (bei Linz/Österreich) umgebracht worden.

Von 1920 bis Ende 1927 fungierte Kilian Popp aus Mönchsambach mit Frau Barbara als Pächter. Es folgten Andreas Schwappacher aus Walsdorf mit Frau Christina, Konrad Rank aus Eschenau (bei Eckental) mit Frau Kunigunda und schließlich ab 1934 Andreas Metzner aus Gaustadt mit seiner Frau Kunigunda, geborene Wieseckel aus Marloffstein (bei Erlangen).

Dieser Andreas Metzner erwarb als Strohmann am 13. August 1935 das Anwesen und verkaufte es tags darauf an das Ehepaar Georg und Monika Wörner (lt. Urkunden GRN 984 beim Notariat III und GRN 874 und 967 beim Notariat I), dessen Enkel Georg es heute noch besitzt. Die Familie Metzner blieb Pächter bis 1945. Dann hat die Tochter Margareta, verheiratete Ferch, die Wirtschaft bis zum 30 Juni 1967 weiter geführt.

Jüngeren Datums und nicht so geschichtsträchtig sind die anderen Gaustadter Wirtschaften: Der „Volksgarten“, der „Fischerhof“ und die „Post“.

Der 1841 eröffnete „Volksgarten“ hieß zunächst „Wirtschaft zum grünen Tal“. Eigentümer war Michael Zink, der auch das „Untere Wirtshaus“ besaß. Heutiger Eigentümer ist der Gaustadter Orts-Caritasverband. Als Pächter wurden genannt: Georg Schrauder, Johann Stühler, Anton Scheuring, Michael Kießling, Julius Edelmann, Michael Häfner, Katharina Kellerer, geb. Zimmermann, aus Gaustadt und Konrad Rank (ab 1934).

Derselbe Michael Zink erwarb am 28. April 1853 von Amtmann Jakob Glier ein Grundstück aus dem Cherbonhof-Areal und baute darauf den „Fischerhof“. Die Schankgerechtigkeit ruhte vorher auf dem „Fischerhof-Schlösschen“ (vgl. Das Fischerhofschlösschen historisch betrachtet). Als Eigentümer folgten: Georg Schrauder, Kaspar Graser, Michael Güßbacher und Georg Anton Müller, über dessen Tochter Monika der Besitz an Georg Wörner gelangte.

Die „Post“ ist am 1. Februar 1873 vom Zimmermeister Ferdinand Bohrer eröffnet worden. 1876 hat sie ein Georg Schmitt aus Dettelbach gekauft. 1895 erwarb sie Michael Frank aus Bamberg, dem auch der „Eckenbüttner“ in Bamberg gehörte. Später war die Gaststätte im Besitz der Hofbräu AG. Heute befindet sie sich in Privatbesitz. Pächter waren u. a. Paul Schicker aus Kupferberg, Josef Brunn aus Scheßlitz und Katharina Striefler, geb. Rädlein, aus Gaustadt (ab April 1939).


Der Aufsatz ist gegenüber der ursprünglichen Fassung aus dem Jahre 2004 modifiziert, d. h., dass die aufgrund neuerer Forschungen gewonnen Erkenntnisse eingebaut sind.

Die persönlichen Daten wie Tauf-, Sterbe- und Hochzeitstage entstammen den Matrikeln der katholischen Pfarreien Amlingstadt, Bamberg, Bischberg und Memmelsdorf, die zentral beim Archiv des Erzbistums Bamberg aufbewahrt werden, sowie der so genannten Röttinger-Kartei beim Stadtarchiv Bamberg und der Matrikel der Pfarrei Tauberbischofsheim beim Erzbischöflichen Archiv in Freiburg i. Br.


Jede Verwertung, insbesondere das Herstellen von Kopien sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, ist ohne meine Einwilligung nicht erlaubt.
Andreas Stenglein, im April 2006


1) Dr. Konrad Arneth, *23.3.1891 Bamberg, + 9.7.1983 Bamberg; Gymnasiallehrer.

2) Dr. Adam Martinet, *12.1.1800 Höchstadt, + 11.10.1877 Bamberg; Lyzealprofessor.

3) Joachim Heinrich Jäck, *30.10.1777 Bamberg, + 26.1.1847 Bamberg; Königlicher Bibliothekar.

4) Siehe dazu meine im Juli 2004 veröffentlichte Arbeit „Gaustadt, erstmalige Erwähnung des Ortes„.
Verwendet wurden u. a. folgende Archivalien: „GAUSTADT, ein fränkisches Klosterdorf“ (= „Gaustadter Ortschronik“, die 1972 auf meine Veranlassung gedruckt wurde) von Dr. Konrad Arneth, „Innere Geschichte des Dorfes Gaustadt“ (vom 16.2.1845) von Dr. Adam Martinet, „Fortsetzung der Auszüge aus Urkunden und gleichzeitigen Chronisten zur Geschichte Bambergs“ im 8. Bericht des Historischen Vereins Bamberg (1845) von Heinrich Joachim Jäck sowie „Vindemiae literariae“ (= Gelehrte Weinlesen) von Johann Friedrich Schannat (Leipzig 1723).

5) 1760 hatte Gaustadt 202 Einwohner, 1805 waren es 340. Nach der Gründung der „Mechanischen Baumwoll-Spinnerei und Weberei“ (zuletzt ERBA) in den Jahren 1856/58 stieg die Bevölkerungszahl bis 1870 auf 1370.

6) Laut Eheeintrag vom 23.2.1784 in St. Martin Bamberg stammte der Bräutigam Franciscus Haefner aus Dienstadt (bei Tauberbischofsheim) und war „lanio“ (= Metzger) von Beruf. Die Brauteltern sind mit Peter Fuchs und Helene, geborene Gengler, angegeben. Die Trauzeugen hießen Godefried Bickel und Joann Fuchs. Der Zeuge Fuchs war ebenfalls Metzger. Wie die Familie Fuchs übte auch die Familie Gengler das Metzgerhandwerk aus.
Laut Auskunft des Erzbischöflichen Archivs Freiburg i. Br. (für die Pfarrei Tauberbischofsheim) vom 12.3.2004 war Franciscus Haefner, *30.10.1755, ein Sohn des Johann Adam Haefner und dessen Frau Magdalena.

7) Auskunft über die Pächter der Brauereigaststätte geben die „Akten des Bezirksamtes Bamberg II ab 1859“ beim Staatsarchiv Bamberg (Rep. K5, 6178 II und 6178 IV).
Neben den zitierten Archivalien wurden besonders der „Grundsteuer- und Umschreibkataster für die Gemeinde Gaustadt, Kgl. Landgericht und Rentamt II“, im Bestand des Staatsarchivs Bamberg unter der Signatur Rep. K 211, Nummern 181 ff., sowie die „Akten des Bezirksamts II“, ebenfalls beim Staatsarchiv Bamberg unter der Signatur Rep. K 5, Nr. 6178, verwendet.